Ghawazi oder tanzende Mädchen
Während meiner ersten Zeit in Cahira, Besuchte ich das Dorf Shaarah, bewohnt hauptsächlich von Ghawazi und Awalim, oder auch Singenden Mädchen. In dem geräumigen Salon des einzigen Kaffees, sah ich eine sehr grosse Zahl von ihnen zusammen, mit einigen alten Burschen, meist mit ihnen Verwandte, die gewohnheitsmässig auch für sie musizieren. Die Tänze fanden in einem seperaten Raume statt, wo nur jene Zuschauer zugelassen waren, die dazu beitrugen, die Unkosten der Unterhaltung zu bestreiten. Die Art der Ausführung ist zum großen Teil, falls nicht insgesamt keusch.
Ghawazi in Kairo
Aus: Oriental Costumes, von S. Boraie und Zaitouna (Herausgeber),
Cairo 1988, ISBN 00-1745-977
Allgemein, mag gesagt werden, bleibt sie streng innerhalb der Grenzen der Schicklichkeit, obwohl, wohl ausgelöst durch den Genuss von Wein oder Weinbrand, versuchen die Tänzer jene Grenzen zu überschreiten. Eine Art von Pantomime, welche von zwei Mädchen aufgeführt wird, eines personifiziert einen Liebhaber und das andere seine Geliebte. Mit einem Unterschied, dass diese Romanze einer Liebesaffäre in der Wüste handelt, in einem Beduinenlager stattfindend, weit entfernt vom Treiben in den Städten, unter einem freiem Himmel, mit unbeschreiblich hellen Sternenkonstellationen, welche man nirgends sonst so geniessen kann wie in der Arabischen Wildnis.
Die Tänzerinnen Hasoutra und Nadja um 1910
Im allgemeinen, sind die Ghawazi von schöner Figur, besitzen ein ungemein fein geschnittenes Gesicht, und sind nach gutem Geschmack bekleidet, wenn nicht sogar mit Eleganz. Ihre yeleks, oder Westen aus gestreifter oder geblümter Seide, sind zur Taille vorn offen und zeigen darunter die zartfühlend weisse chemise, manchmal jedoch auch eine rosa Seide oder Gaze. Ihr shintiyan, oder Hosen, variieren im Material gemäss dem Geschmack des Trägers, sind gewöhnlich von geblümter Seide, und werden an der Taille manchmal begrenzt und unterstützt durch einen breiten Gürtel. Gelegentlich, wie auch in der lithographie zu sehen, binden Sie sich einen Schal lose um ihre Lenden, werfen ihn aber beiseite, wenn die Bewegungen des Tanzes belebt und schneller werden. Wie alle Orientalischen Frauen, sind sie ungemein geschmückt mit reich verzierten Ketten, Armbändern, Ohrringen und ihre kleinen Füsse werden gewöhnlich von Hausschuhen aus weissem gesticktem Satin verhüllt. In den Tressen ihres dunkelen üppigen Haares, beobachtet man Häufig allen Reichtum, den sie besitzen, in der Form von Goldmünzen jedweder Grösse, die entweder am Ende der tressen fixiert, mit den Zöpfen verflochten werden, oder sie liegen ihnen über der Stirn vornüber vom Kopf herunter.
Text Original aus: Oriental Costumes, von S. Boraie und Zaitouna (Herausgeber), Cairo 1988, ISBN 00-1745-977
(Ins deutsche übertragen von H.Gärtner)
Ägyptische Tänzerinnen und Musiker. - Postkarte um 1910
Die Rotunde der Bibliothek wurde zu einer Art Tempel umgestaltet. Die acht Säulen sind mit weißen Blumengirlanden umwunden. Auf jeder Säule thront eine halbnackte Frauenstatue...- ...Die Gewänder, die sie nach und nach ablegen wird, stammen aus der Sammlung des Museums, ebenso die schwarzen Kleider ihrer vier Begleiterinnen....- ... Die Gäste dieser Soiree sind zu einer Begegnung mit dem geheimnisvollen Indien geladen.
La Vie parisienne« vom 18. März schreibt: "Diese absolut echten brahmanischen Tänze hat Madame Mata Hari auf Java bei den besten Priesterinnen Indiens studiert. Diese Tänze sind geheim. Tief im Inneren der Tempel wohnen ihnen nur die Brahmanen und die Devadashis bei. Zu unserer großen Freude und Augenweide tanzte Mata Hari für uns die Prinzessin und die Zauberblume, die Anrufung Schiwas und den Tanz für Soubramayen. Sie trägt das aufs äußerste vereinfachte Gewand der Bajaderen, am Ende, als Krönung der Schlichtheit, steht sie stolz und ohne Schleier in ihrer durch ein Trikot gedämpften Nacktheit aufrecht vor Schiwa. Um den Gott gnädig zu stimmen, bringt sie sich ihm dar...
Mata Hari um 1908
--- Indische Atmosphäre wird heraufbeschworen. Inmitten der Statuen und ihrer reglosen Begleiterinnen hypnotisiert Mata Hari ihr Publikum...-... Mit drei Tänzen fesselt sie ihre Zuschauer. Beim ersten Tanz, zu Ehren Schiwas, ist sie halb bekleidet, in glänzende Stoffe gehüllt, beim zweiten, einem kriegerischen Tanz, ist sie mit einer Lanze bewaffnet und in rote Stoffe gehüllt, und beim dritten, einem wollüstigen Tanz, wirft sie nacheinander all ihre Schleier ab und behält nur noch einen Büstenhalter aus glänzendem Metall und einen winzigen Slip an. Das Publikum ist hingerissen. Sie hat mit ihrem Körper eine künstlerische Vision geschaffen, die von den privilegierten Zeugen immer wieder beschrieben wird:
Mata Hari in erotischer Pose
"Mata Hari ist zur Hälfte verschleiert mit glänzenden Stoffen, die sich um die Hüften winden, den Bauch bis kurz über dem Schambein frei lassen und auf die nackten Füße herabfallen; Reifen umschließen ihre Fußknöchel, Armbänder ihre Handgelenke und ihre Oberarme kurz unter den bernsteinfarbenen Achseln ... Halbschalen aus durchbrochenem Metall bedecken ihre Brüste und werden von Kettchen über den Schultern und am Rücken gehalten."
Unter den Anwesenden befindet sich kein Orientalist. Das ist auch besser, denn diese Inszenierung ist ein Schwindel. Der echte hinduistische Tempeltanz ist eine göttliche Schöpfung, die den Sterblichen in die Hände gefallen ist. Er stellt die Entstehung der Welt dar. --- In dieser Kunst ist alles festgelegt, die Riten, die der Darbietung vorausgehen, die zweiunddreißig Stellungen des Körpers, die einhundertacht Bewegungen der Hände, jede Figur, jede Gebärde. Die Gewänder, der Schmuck, ----
Auszüge aus dem Buch "Mata Hari - Träume und Lügen" von Fred Kupfermann
(Aufbau Taschenbuch Verlag, ISBN 3-7466-1575-5)
Bauchtanzgruppe um 1880
Der Französische Schriftsteller Gustave Flaubert berichtet in seiner Reise nach in denOrient um 1852 über den sogenannten Bienentanz, welcher nur auserwählten vorgeführt wurde da die Tänzerin Ihn nackt aufführte. Da wundert es nicht daß Flaubert von dem Tanz so begeistert war und die Tänzerin Ruchiouk-Hanem als die beste Tänzerin Ägyptens bezeichnet. Flauberts Schilderung über die Tänzerinnen Ägyptens liest sich, als würde Er über St. Pauli in Hamburg berichten. Er wird sehr deutlich in seinen Schilderungen und verbrachte während seines Aufenthaltes in Esnah in Oberägypten mehrere Tage im Haus der Tänzerin Ruchiouk.
ESNEH. Mittwoch, der 6.---
--- Auf der Treppe uns gegenüber, umgeben von Licht, steht eine Frau, deren Konturen sich vor dem blauen Hintergrund des Himmels abheben, in rosa Hosen. Über dem Körper trägt sie nur einen dunkelvioletten Gazeschleier...-
...Ruchiouk-Hanem ist ein großes, prächtiges Geschöpf, hellhäutiger als eine Araberin, sie stammt aus Damaskus. Ihre Haut, besonders am Körper, ist leicht kaffeebraun...-... Ihre Augen sind schwarz und übergroß, ihre Brauen schwarz, ihre Nasenflügel weit und gekerbt, breite, feste Schultern, üppige Brüste, Adamsapfel. Sie trug einen breiten Tarbusch...-... Ihre Haare schwarz, sich kräuselnd, widerspenstig gegen die Bürste, durch einen Scheitel auf der Stirn in Bänder geteilt...-... Als Armband zwei kleine zusammengebogene, ineinander verschlungene Goldstäbchen. Dreifache Halskette aus dicken, hohlen Goldkörnern. Ohrringe: leicht ausgebauchte Goldscheiben mit kleinen Goldkörnern am Rand.
---Die Musikanten erscheinen: ein Kind und ein Alter, dessen linkes Auge mit einem Lumpen zugedeckt ist Sie kratzen beide auf einem Rebab, einer Art kleiner, runder Violine, die in einem Eisendorn endet, der auf dem Boden steht, und zwei Roßhaarsaiten. Nichts klingt falscher und unangenehmer. Die Musikanten spielen ununterbrochen darauf. man muß sie anschreien, damit sie endlich aufhören.
Bauchtänzerin um 1880
Ruchiouk-Hanem und Bembeh fangen zu tanzen an. -Ruchiouks Tanz ist ungestüm, sie quetscht den Busen so kräftig in ihre Jacke, daß ihre zwei bloßen Brüste ganz fest gegeneinandergepreßt sind. Zum Tanzen bindet sie sich als Gürtel einen braunen, zur Krawatte gefalteten Schal mit einem Goldstreifen und drei Troddeln um, die an Schleifen hängen. Sie hebt sich bald auf den einen Fuß, bald auf den anderen Fuß, ganz wunderbar; ein Fuß bleibt fest auf der Erde, während der andere sich hebt und vor dem Schienbein des ersten vorbeigleitet, dies alles in einem anmutig-leichten Sprung. Ich habe einen solchen Tanz schon auf alten griechischen Vasen gesehen.
Bembehs Vorliebe gilt einem geradlinigen Tanz; beim Schreiten senkt und hebt sie jeweils nur eine Seite der Hüfte, eine Art rhythmisches Hinken von großer Ausdruckskraft. Bembeh hat Henna an den Händen .-...
Ruchiouk hat eine Tarabuka ergriffen. Beim Spielen nimmt sie eine herrliche Haltung an: Die Tarabuka liegt auf ihren Knien, genauer gesagt, auf dem linken Schenkel. der Ellbogen des linken Arms ist gesenkt, das Handgelenk zeigt nach oben, und die spielenden Finger fallen gespreizt auf das Fell der Tarabuka. die rechte Hand trommelt und markiert den Rhythmus. Den Kopf legt sie dabei leicht nach hinten, majestätisch, mit rassig gebogenem Körper....
Ruchiouk tanzt uns den Bienentanz vor. Um die Tür zu verschließen, werden zuvor Fergalli und ein anderer Matrose hinausgeschickt.... über die Augen des Kindes hat man einen kleinen, schwarzen Schleier gelegt, und über die Augen des alten Musikanten hat man einen Wulst seines blauen Turbans geschlagen. Ruchiouk hat sich beim Tanzen entkleidet. Einmal entblößt, behält man lediglich ein Tuch, mit dem man so tut, als wolle man sich dahinter verstecken, um es schließlich wegzuwerfen. Darin also besteht der Bienentanz.---Schließlich, nach dem berühmten Sprungschritt, wo ein Bein am anderen vorbeigeführt wird, kehrte sie atemlos zu ihrem Diwan zurück, auf dessen Ecke sie niedersank. ihr Körper bewegte sich weiterhin im Takt; man warf ihr die große, weißrosa gestreifte Hose zu, in der sie bis zum Hals verschwand. Die zwei Musikanten wurden entschleiert....
Postkarte einer unbekannten Tänzerin 19. Jahrhundert
---Anderer Tanz: eine Kaffeetasse wird auf den Boden gesetzt; sie stellt sich davor und tanzt, fällt dann auf die Knie und tanzt mit dem Rumpf weiter, wobei sie immer noch die Rasseln betätigt und in der Luft Bewegungen wie beim Schwimmen macht. Das geht so immer weiter, nach und nach senkt sich der Kopf bis hin an den Rand der Tasse, die mit den Zähnen aufgehoben wird, und mit einem Satz stellt sie sich wieder auf die Beine.
Es paßte ihr nicht besonders, daß wir bei ihr übernachten wollten, aus Angst vor Dieben, die immer dann kommen, wenn sie wissen, daß Fremde da sind. Wächter oder Zuhälter (bei denen sie nicht mit Schlägen sparte) schliefen unten im Nebenzimmer mit Joseph und der Negerin,... Wir gingen schlafen, sie wollte für sich den Rand des Bettes. - Nach einer außerordentlich stürmischen Fickerei schläft sie ein,....
Welch süße Nahrung erhielte der Stolz, könnte man beim Abschied sicher sein, daß man ein Andenken hinterläßt, daß sie an einen mehr denkt als an andere, daß man in ihrem Herzen bliebe.--- Am Morgen haben wir uns ganz ruhig Lebewohl gesagt.
Bei solch einem Erlebnisbericht bekommt man den Eindruck, dass die Zeit zwischen 1920 und dem beginn der Emanzipation in den 1970ern dagegen aus heutiger Sicht wohl prüde und zugeknöpft gewesen sein muss, zumindest was das geschriebene Wort angeht. Die Bauchtanzkostüme der 50er und 60er werden gegenüber jenen des 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nun freizügig, ein sexy Outfit ist angesagt. Man zeigt die Beine und ein tief ausgeschnittenes Dekoltee. Selbst beim Bauchtanz wurde der Minnirock nun Modern.
Von Nubien (genauer in Assuan) schildert Flaubert weitere Eindrücke über die Tänzerinnen Ägyptens, welchen er überhaupt ein reges Interesse entgegenbrachte.
Ägyptische Tänzerin um 1920
In einem Laden sehen wir eine Almeh, groß, schlank, schwarz oder vielmehr olivenfarbig, krauses Negerhaar.
Ihre zinnfarbenen Augen rollen, im Profil ist sie bezaubernd. -Andere muntere, kleine Frau mit ihrem krausen, zerzausten Haar unter dem Tarbusch.
Azizeh. Dieses große Mädchen nennt sich Azizeh. Ihr Tanz ist kunstvoller als der Ruchiouks. Vor dem Tanzen zieht sie ihr weites Gewand aus und legt ein Kattunkleid mit europäischem Mieder an. Sie beginnt: ihr Hals gleitet auf den Nackenwirbeln nach vorn, öfters aber seitlich, dergestalt, daß man meint, der Kopf fällt ab: das erweckt den grausigen Eindruck einer Enthauptung.
Sie verharrt auf einem Fuß, hebt den anderen, legt das Knie rechtwinklig an und fällt wieder in den Stand. Das ist nicht mehr Ägypten, das ist negerhaft, afrikanisch, was Wildes, ebenso hitzig, wie das andere gelassen ist.
Anderer Schritt: den linken Fuß an die Stelle des rechten setzen und den rechten an die Stelle des linken, abwechselnd, sehr schnell.
Ägyptische Tänzerin, Anfang 20. Jahrhundert
(Postkarte von Lehnert & Landrock - Kairo)
Die Decke, die in ihrer Hütte als Teppich diente, warf Falten. Von Zeit zu Zeit hielt sie inne, um sie zurechtzuziehen.
Sie zog sich aus. Auf dem Bauch trug sie einen Gürtel aus bunten Perlen, und ihre lange Halskette aus Goldpiastern fällt bis auf ihre . . .. sie steckt sie mit einem Ende in den Perlengürtel.
The dance of the Bee in the Harem. Gemälde Von Vincenzo Marinelli 1862
Beim Tanzen rasende, wilde Bewegungen mit den Hüften, ihr Gesicht bleibt dabei immer ernst. Ein kleines Mädchen von zwei oder drei Jahren, in welchem das Blut sich regte, versuchte sie zu imitieren und tanzte von allein los, ohne etwas zu sagen. (Anmerkung: das hat sich bis heute nicht geändert)
Das spielte sich in einer Lehmhütte ab, die kaum hoch genug war, daß eine Frau darin stehen konnte, in einem Ruinenviertel außerhalb der Stadt, mit einem Erdboden aus Trümmern. - Inmitten der Stille diese Frauen in Rot und Gold.
Auszüge aus dem Buch "Reise in den Orient" von Gustave Flaubert 1853
Die Tänzerin Farida 1950
Bereits schon 13 Jahre vor Gustave Flaubert beschrieb der deutsche Fürst Pückler Muskau ähnliche Beobachtungen über die Anrüchigkeit einer Almeh wenn Er auch in seiner Erzählung nicht so deutlich wird wie Flaubert, was wohl auch daran liegen könnte, daß sich der Fürst im gegensatz zu dem Französischen Romanschriftsteller in den höchsten Kreisen der Elite um Mechmet Ali und den Vizekönig in Kairo bewegte. Da versteht es sich von selbst, daß es dort nicht so zugehen konnte wie beim gemeinen Volk in Oberägypten und selbst wenn der Fürst im Palast des Mameluckenkönigs in Kairo obszönes gesehen hätte so wäre eine veröffentlichung in seinem Buch ein Grund für diplomatische Verwicklungen gewesen und wer macht sich schon gerne mit Mutwillen Feinde.
Ich hatte in allen Reisebeschreibungen soviel von den Tänzerinnen Agyptens, den Almehs, gelesen, und wie sie an die Barken geschwommen kamen, eigene Dörfer bewohnten und unter eignen Gesetzen lebten usw., daB ich sehr verwundert war, bisher keine einzige derselben zu Gesicht bekommen zu haben, und daher in Fuah meinem KawaB auftrug, mir von ihnen einige auf das Schiff zu bringen. Es scheint aber ein Ende mit dieser Unterhaltung in Agypten zu haben, was ich für meine Person, des Charakteristischen und Nationalen wegen, sehr bedaure.....
Marokkanische Tänzerin um 1960
in den 1830er Jahren hatte der Ägyptische Mamelukkenkönig Mechmed Ali die Almeh's im Zuge einer Art Säuberungsaktion von der Hauptstadt nach Esna in Oberägypten verbannt.
Der Vizekönig hat, den guten Sitten zuliebe, die doch in der Regel wenig durch dergleichen Prohibitionen gewinnen und in Kahira schon die tanzenden Mädchen durch tanzende Knaben ersetzen, die harmlosen Geschöpfe mit einem Anathema belegt, und da niemandem besser gehorcht wird als ihm, so wagt keine mehr, sich blicken zu lassen. Man vertröstete mich fur dies nationale Schauspiel auf Oberägypten, wohin der Vizekönig einen groBen Teil dieser Mädchen ins Exil geschickt hat, dort aber die Polizei etwas weniger streng geübt wissen will.
In Esne erblickten wir die ersten Schwarzen mit groBen silbernen Ringen in der Nase und bis auf den schmalen Gürtel ganz nackt gehende Weiber. Auch fanden wir die Stadt von vielen Almehs bevölkert, welche der Vizekönig aus Kahira hierher relegiert hat und sie auf Kosten des Gouvernements ein halbes Jahr lang ernähren läBt. Nach Verlauf dieser Zeit sind sie zwar frei, nach Kahira zuruckzukehren, dürfen aber ihr früheres Metier nicht mehr daselbst treiben.
Unbekannte Tänzerin um 1908
Hier sind sie nicht daran verhindert und machen sich die Erlaubnis möglichst zunutze. Es befanden sich einige recht hübsche unter ihnen, welche Doktor Koch früher in Kahira tanzen gesehen hatte. Die armen Mädchen betrauerten bitterlich ihre Verbannung und führten dazu noch eine ganz eigentumliche Beschwerde gegen die Bewphner der hiesigen Gegenden an, die uns lachen machte, da wir in Europa nur über das Gegenteil zuweilen Konsistorialprozesse entstehen sehen.
Ich fand im Hause des Herrn Hammont zahlreichen Besuch und sah hier zum erstenmal eine Almeh, welche die damals berühmteste der Hauptstadt war, notorisch durch die Gewalt ihrer Reize, die sogar einen Engländer vermocht, ihr seine Hand anzubieten, welche sie ausschlug - die schöne Saffia mit einem Wort, leider schon etwas zu lange berühmt, aber noch immer ihren Ruf verdienend. Sie ist zu reich und zu sehr Dame geworden, um in der allgemeinen Proskription ihrer Gefährtinnen mit einbegriffen zu sein, doch muR auch sie, gleich den vornehmen Pharaospielern in Europa, vor der Polizei auf ihrer Hut sein. Schlank und hoch gewachsen, weiß wie eine Engländerin, von edlem Anstand, mit sanften und einschmeichelnden Manieren zeigte sie. sich in der Tat als eine sehr vorteilhafte Repräsentantin ihres Standes.
Die Art ihres Tanzes war ganz dieselbe, wie ich sie in Algier und Tunis gesehen, mit Ausnahme eines Waffentanzes, den sie mit ihrer Sklavin, ein fast noch hübscheres Mädchen als sie, selbst aufführte, und wo sie den Säbel trotz einem ehemaligen Mamlucken zu fuhren wuBte, an deren Kostüm auch ihre ungeheuer weiten roten Hosen und ihre goldgestickte hellgrüne Weste erinnerten. Ihre reichen schwarzen Haare, gemischt mit ebensoviel falschen, hingen in unzähligen Tressen bis über die Hüften herab, und ich sage gewiß nicht zuviel, wenn ich versichere, daB über tausend kleine und gröBere kurrente Goldmünzen hineingeflochten waren, die allerdings hier sehr leichten Gewichts sind. Nachdem sie eine Viertelstunde getanzt, trank sie Kaffee und rauchte mit uns so würdevoll wie ein Pascha, als ihr aber nachher einige Gläser Likor gereicht worden waren, welchen diese Mädchen allgemein zu sehr lieben, verwandelte sich ihre angenommene Ruhe bald in eine bacchantische Wildheit, die mir mehr originell als anziehend vorkam. Doch schienen mehrere Herren der Gesellschaft in dem Augenblick, als ich diese verließ, einer ganz entgegengesetzten Meinung zu sein.
Auszüge aus dem Buch "Aus Mechmet Alis Reich" von Hermann Fürst Pückler-Muskau um 1844
Joueuse de Tarabouqa von Alex Bida, 19, Jahrhundert
Die Orientmaler und Fotographen des 19. Jahrhunderts mentwarfen inspiriert von solchen Berichten Bilder von üppigen halbnackten orientalischen Frauen im Harems "welche dem Bauchtanze fröhnen" und romantische Szenen die bis heute unser Bild vom Orient prägen aber bereits damals nicht diesem Wunschbild entsprachen so wie der nahe Osten und Nordafrika mit seiner Männergesellschaft gerade für Frauen auch heutzutage alles Andere als ein orientalisches Märchenland ist.
Bis Heute hat sich in der arabischen Gesellschaft ein Wiederspruch erhalten. Eine Bauchtänzerin wird auf der einen Seite mit fast der gleichen geringschätzung bedacht wie eine Prostituierte in der westlichen Gesellschaft. Andererseits ist jeder begeistert über den Tanz und Bauchtanz gehört zu jeder guten Hochzeitsfeier und ein arabischer Mann kann da oft vor Begeisterung nicht still sitzenbleiben.
Jede arabisch stämmige Frau kann orientalisch tanzen aber die wenigsten tun das in der Öffentlichkeit dies zu sehen bleibt alleine dem Ehemann oder allenfalls Gästen des Hauses vorbehalten. Kein Wunder, dass die Bewunderung für die Tänzerin zuerst auch in der Bewunderung von deren Mut liegt etwas so intimes so öffentlich aufzuführen.
Foto von 1952 im Latin Quarter Nightclub, unbekannter Fotograf.
Ist eine Tänzerin einmal zum Star avanciert wird sie vergöttert wie etwa Nadja Hamdi oder Dina die in Ägypten einen hohen gesellschaftlichen Rang einnehmen. Dieses Glück kommt allerdings nur den wenigsten zuteil.
Kein Wunder also daß Europäerinnen sich geschmeichelt fühlen, wenn sie während des Urlaubs in einem orientalischen Land Ihre erlernte Kunst vorführen und die einheimischen Männer begeistert sind. Doch vorsicht!- Ist man nicht gerade eine Meisterin dieses Tanzes könnte die Begeisterung auch ganz anderen Qualitäten gelten, wird Europäerinnen doch onehin eine gewisse freizügigkeit nachgesagt (Blond hin blond her da sind Arabische Männer auch nicht anders).
Wie oft habe ich das schon gehört wenn Ägyptische Männer gegenüber Touristinnen Ihre Komplimente losgelassen haben. "Die Männer hier mögen meine blonden Haare" sagen die so umschmeichelten dann oft. Das ist ein weitverbreitetes aber auch falsches Klische.
Die Tänzerin Zahra Kader um 1960
Ein Stringtanga unter weißen Hosen und ein nichts unter durchscheinendem T-Shirt aktiviert die Hormone ein jeden Mannes, wenn wir Nordländer das auch nicht so blumig zum ausdruck bringen, abgesehen von der lockeren ungezwungenen Art, welche den arabischen Frauen nun einmal nicht so zu eigen ist.
Man sollte eine Anmache zur schnellen Nummer nicht mit echtem Interesse an der Person verwechseln. Die Traumfrau arabischer Männer (wie auch die vieler Männer in westlichen Gesellschaften) ist still, zurückhaltend, gibt kein Wiederwort, ist eine gute Köchin die Ihren Mann umsorgt, Seine Kinder erzieht und ist ihm immer zu Willen wann es Ihm beliebt. Das Frau nicht die einzige ist wird selbstverständlich hingenommen, darf ein Mann im Islam doch mit 4 Frauen zugleich verheiratet sein.
In Kairo kann man ungemein viele stark verschleierte Frauen auf den Straßen sehen. Sogar die Hände werden von leichten Handschuhen bedeckt und lediglich die Augen bleiben unverdeckt um das ungehinderte sehen zu ermöglichen. Man sollte bedenken, dass gerade heutzutage das Zeigen von Haaren und Gesicht, der unbedeckten Schultern oder eines entblösten Beines in der arabischen Kultur für eine Frau schon eine gewagte Sache sind. Man betrachte sich einmal die Kostüme der heutigen "Orientalischen Bauchtänzerinnen" (Die auch wirklich aus dem Orient kommen) da wird bei allem Zeigen auch viel verhüllt.
Tina, the Jewel of the East um 1960
Foto James J. Kreigsmann
Man beachte das tolle Augenmakeup.
Türkische Tänzerinnen um 1960
Ägyptische Tänzerinnen tragen heute meist eine Bikerhose unter dem Rock, ein Bauchnetz ist muß oder man trägt Einteiler. Die weiblichen Geschlechtsmerkmale dürfen sich nicht zu stark abzeichnen. Bei vielen Tänzen trägt man ein Kopftuch, vor allem bei den eher folkloristischen Tänzen, welche ja auch Inhaltlich durch die Dörflichen Gemeinschaften in Nordafrika und dem Nahen Osten geprägt sind.
Die ägyptische Tänzerin Naima Akef.
Noch etwas zur tänzerischen Fairness im Orienturlaub
Sicherlich ist jeder Hotelmanager hoch erfreut wenn ein Gast sich anbietet für die anderen Gäste zu tanzen. Der Autor möchte hier nicht Maßregeln aber es ist höchst unfair meist sogar ohne Gegenleistung im Kostüm zu tanzen und somit den einheimischen und damit den meist hauptberuflichen Tänzerinnen den onehin schlechtbezahlten Job zu nehmen. Was viele hierzulande als Hobby treiben sichert anderswo das nackte überleben. Es sind zwar nur ein paar lächerliche Euro pro Auftritt aber damit muß eine Mehrköpfige Familie ernährt werden und Eltern oder Verwandte bekommen in einem Land ohne Renten- und Sozialhilfesystem oft auch Ihren Teil (Ein Arbeiter verdient etwa 100 Euro/Monat - Stand 2020).
Die Tänzerin Nejat - Foto James Kriegsmann.
Erlerntes kann man auch ohne Kostüm vorführen wenn die Tänzerin während Der Oriental Show die Gäste einzeln zum mittanzen auffordert und ein Hüfttuch passt in jede Handtasche. Durch Augenkontakt und begeistertes mitmachen wird man mit Sicherheit die Auserwählte sein.
Und wenn man es recht bedenkt so belustigen wir uns ja letztendlich auch darüber, wenn Japanische Touristen in Ihrem Urlaub in Deutschland Schuhplattler tanzen.
Lya Renèe um 1920